Theaterverein Lätitia Bachem Gegründet 1908
Fastnacht 1908 wurde von Mitgliedern des“ Junggesellenvereins Bachem“ ein heiterer Theaterabend veranstaltet.
Als die Spieler erfahren mussten, dass sie von den anderen Mitgliedern des Junggesellenvereins keinerlei Unterstützung erfuhren, gründeten sie am 8. August 1908 einen eigenen Theaterklub.
Es waren 17 Bachemer Jungen, die dem neugegründeten Klub den Namen Lätitia ( die Muse der Fröhlichkeit) gaben.
Bereits am 6. November 1908 konnte der erste Theaterabend veranstaltet werden und weil dieser großen Anklang fand, wurde er am 8. November wiederholt. Der Eintritt betrug je nach Platz 30 und 50 Pfennig.
An solchen Theaterabenden wurden Einakter, Duetts, Couplets und Solovorträge aufgeführt.
Das erste große Theaterstück, das Drama „ Genoveva, die unglückliche Pfalzgräfin vom Rhein“ wurde bereits am dritten Weihnachtstag 1908 aufgeführt und machte dem Klub einen Namen im Kreis der Laienspieltheater der näheren und weiteren Umgebung.
Aus dem Klub wurde eine begeisterte und fröhliche Gemeinschaft, die auch in den Sommermonaten sonntags gemeinsame Ausflüge über Berg und Tal in die weitere Umgebung machte und auch in den Wirtshäusern gerne gesehen wurden. In einer Wirtschaft in Heckenbach sagten die Dorfbewohner: „Die Bachemer senn widde do, e lustig on fideles Völkche“!
Nur in Ramersbach, da hat es einmal nicht geklappt. Das war Pfingstmontag 1912.
Der damalige Pfarrer von Ramersbach hatte in seiner Pfingstpredigt über das“ Fahrende Volk“ von der Ahr hergehalten und gesagt, man möge der Veranstaltung fernbleiben. Es kamen 10 Zuschauer und so waren der Bühnenaufbau und der lange Weg durchs Bachemer Tal nach Ramersbach buchstäblich umsonst gewesen.
Alle Jahre wurden nun mindestens zwei Theaterstücke aufgeführt und zwar am Leonhardustag und zu Weihnachten. Bei Erfolg und entsprechender Nachfrage erfolgten auch noch Wiederholungen in Ahrweiler im Winzerverein und im Weinbauverein.
Als 1914 der 1. Weltkrieg ausbrach und die meisten Mitglieder zu den Waffen gerufen wurden, löste der Klub sich auf.
Nach dem Kriege hatte der Klub den Tod im Felde von 5 seiner Mitglieder zu beklagen und zwei waren noch in Gefangenschaft.
Die Heimgekehrten fanden sich jedoch wieder zusammen und 1920 fand wieder ein Theaterabend statt. 1921 wurde beschlossen, eine Wohltätigkeitsveranstaltung aufzuführen zu Gunsten einer Gedenktafel mit den Namen der gefallenen Krieger von Bachem .
Bei der gleichen Versammlung wurde auch beschlossen, den Namen Theaterklub in Theater-Verein abzuändern.
Die Wohltätigkeitsveranstaltungen waren so erfolgreich, dass Annakirmes 1921 in der alten Annakapelle Herr Kaplan Pees die Gedenktafel mit den Namen der 23 Gefallenen von Bachem einweihen konnte.
Obwohl der Verein ständig mit Geldnot zu kämpfen hatte, um Bühnen- und Kulissenreparaturen durchzuführen, Texthefte mit den Aufführungsgebühren kaufen zu können und Kostüme zu entleihen, konnte er im Jahre 1923 eine Einnahme von 90 Billionen Mark verbuchen und spendete vom Reinerlös 30 Billionen Mark den Waisenkindern im Klösterchen in Ahrweiler.
Für die Stiftung eines Fensters in der neuen Annakapelle wurde 1925 dreimal die Volksoperette „ Die Bettelprinzessin“ aufgeführt, davon einmal im Ahrweiler Winzerverein.
1930 wurde eine neue, größere Bühne angeschafft, die den Verein in Schulden stürzte, weil wegen Geldknappheit durch die Weltwirtschaftskrise die Besucherzahlen an den Theaterabenden zurückgingen. Deshalb wurde beschlossen, den Theaterabend am Leonhardustag fallen zu lassen.
Dann aber kam ein unerwarteter Erfolg mit dem Theaterstück „ Der Schinderhannes“ mit Bernhard Heinen in der Titelrolle. Als der Schinderhannes zu Pferde mit seinem Gefolge einen Werbezug durch Bad Neuenahr und Ahrweiler machte, wurde der Theaterverein Lätitia zum Tagesgespräch und die Kasse gesundete wieder. Von da an übernahm Bernhard Heinen auch den Vorsitz im Verein und sein Bruder Johann war der unumstrittene Regisseur.
1938, am 3. September wurde das 30 jährige Bestehen des Vereins mit einem großen Familienabend auf dem Saal des Winzervereins gefeiert und mit neuem Mut und guten Vorsätzen für die Spielsaison 38/39 das Volksstück „ Das Forsthaus im Falkengrund“ eingeprobt.
Am 1. September 1939 wiederholte sich dann die gleiche Katastrophe wie 25 Jahre vorher.
Fast alle aktiven Vereinsmitglieder wurden einberufen und die Vereinstätigkeit ruhte für 9 Jahre. Auch im 2. Weltkrieg verlor der Verein 5 Mitglieder durch den „ Heldentod“, zwei sind vermisst und einige waren noch jahrelang in Gefangenschaft.
1948, beantragte Hans Heinen, nachdem er die Statuten ins Französische übersetzt hatte, die Vereins- und Spielgenehmigung durch die Militärregierung. Nach erfolgter Genehmigung nahm der Theater-Verein Lätitia am 2. Weihnachtstag 1948 seine Vorkriegstradition mit der Aufführung des Volksschauspiels „ Die Nachtigall vom Zillertal“ wieder auf.
Die Erfolge bei den Aufführungen weiterer Volksstücke und der Aufführung der Kölner Lokalposse „ Fürst Anton “ die in Bachem dreimal aufgeführt wurde, sind bezeichnend für den Nachholbedarf nach dem Kriege.
Als das Singspiel „ Die schöne Müllerin“ sowohl in Bachem als auch im Kolpinghaus in Ahrweiler jeweils ein volles Haus bescherte, konnte daran gedacht werden, die morsche Bühne durch eine Neukonstruktion zu ersetzen.
Dann dankte der Vorsitzende Bernhard Heinen nach 25 jähriger Präsidentenschaft zu Gunsten von Fritz Klein ab. Auch Johann Heinen, der den Verein ebenso lange als Regisseur geleitet hatte erklärte, dass er als letzte Einstudierung das geplante Passionsspiel leiten wolle.
So wagte es der Verein in der Fastenzeit 1950, das für eine Laienbühne schwierige und kostspielige Passionsspiel „ Der Herr der Welt“ aufzuführen. Diese Aufführung auf der neuen Bühne, sorgfältig einstudiert, in historischen Kostümen, unter vollem Einsatz aller Mitspielerinnen und Mitspieler, war ein voller Erfolg und wurde auch in der Presse als solcher gewürdigt. Jedoch kam es nur zu zwei Aufführungen, da eine Unterstützung kirchlicherseits fehlte.
Johann Heinen wurde dann in der Generalversammlung vom 30.12.1950 zum Ehrenregisseur ernannt.
1952 betätigte der Verein sich wieder als „ Fahrendes Volk“ und fuhr mit dem Volksstück „ Die Seemannsbraut“ nach Schalkenbach und Waldesch. Diesmal aber wurden die Akteure in beiden Orten bei ausverkauftem Haus mit viel Beifall belohnt, wenn auch beengte Bühnenverhältnisse manchmal Schwierigkeiten machten.
1954 konnte der Verein sich endlich mit den angesparten Mitteln einen neuen Vorhang leisten, einen schweren Plüschvorhang.
1955 baute der Winzerverein an Stelle des Vorbaues ein neues Podium ein und auf die Mitglieder kamen dadurch erneut Arbeiten zur Anpassung der Bühnenaufbauten zu, aber er brachte auch eine Vergrößerung des Saales mit sich.
In der Folgezeit wechselten die Vorsitzenden des Vereins öfters, da doch so langsam das Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit seine Wirkung entfaltete und die Mitglieder weniger Zeit für den Verein und für geselliges Beisammensein aufbringen konnten und wollten.
Damit wurde auch die Vereinsführung schwieriger.
Am 9. August 1958 feierte der Verein sein 50 jähriges Bestehen.
Der Tag begann mit einem festlichen Hochamt in der St. Annakapelle, zelebriert von Professor Egenter und der Vorsitzende Peter Dresen legte am neuen Ehrenmal vor der Annakapelle einen Kranz nieder zu Ehren der Gefallenen und Kriegstoten von Bachem.
Die Feier wurde fortgesetzt beim Frühschoppen im Winzerverein, wo in alter Manier einige Mitglieder und Ehrenmitglieder die fröhliche Runde mit Sketschen und Vorträgen erfreuten.
Auch Bürgermeister Ulrich überbrachte die Glückwünsche der Stadt und gab seiner Freude Ausdruck, dass er dem Theater-Verein dazu gratulieren könne, dass er 50 Jahre lang den Bürgern dieser Stadt Freude und Kulturvergnügen bereitet habe.
Am Abend versammelte sich dann im festlich geschmückten Saal des Bachemer Winzervereins eine große Festgemeinschaft der Mitglieder, ihrer Angehörigen, zahlreicher Ehrengäste, Freunden und Gönnern.
Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Peter Dresen und einem festlichen Prolog, der zu einem langen Geschichtsbericht des Mitbegründers Anton Lingen überleitete, feierten alle in gemütlicher Vereinsmanier ein ausgedehntes fröhliche Fest.
Ein Mitglied des Theater-Vereins, Herr Anton Lingen hat ein Heimatstück in Arbeit, dass er gerne in nächster Zeit vorstellen und dann auch zu einer Aufführung bringen möchte.
Dazu aber ist es nicht mehr gekommen.
1959, am 18. Januar wurde die Operette in 3 Akten „Glück am Rhein“ aufgeführt. Das war die Fortsetzung der Operette „Winzerliesel“ nach 25 Jahren. Hier führte Johann Heinen noch einmal Regie. Im Jahre darauf wurde dann das letzte Theaterstück „ Vilja`s Heimkehr“ aufgeführt.
Danach war im Jahre 1960 noch einmal eine Zusammenkunft der Vereinsmitglieder, aber es kam nie mehr zu einer Theateraufführung.
Der letzte Vorsitzende, Ewald Koch, hat den Verein 1977 noch einmal zu einer Versammlung eingeladen, zu der auch 23 Mitglieder erschienen. Es wurde damals der Vorschlag gemacht, sich mit dem Männerchor zu vereinen und als Spielgruppe innerhalb des Männerchores weiter zu machen.
Dieser Absicht stimmten alle zu, aber sie wurde nicht realisiert.
Hans Heinen